Sonntag, 3. Januar 2016

Saudi-Arabien und der Iran

Nach langer Pause möchte ich nochmal einen neuen Anlauf mit diesem Projekt starten. Beginnen werde ich heute mit der aktuellen Lage in Saudi-Arabien, über die die FAZ hier berichtet.

Um die Situation zu verstehen, muss man wissen, dass es im Islam, wie in den meisten
Religionsgemeinschaften, verschiedene Unterarten gibt. Das ist vergleichbar mit der Unterteilung in evangelisch, katholisch etc. im Christentum. Die zwei Hauptströmungen des Islam sind die Sunniten und die Schiiten. Die Teilung wurde ursprünglich durch einen Streit um die höchste Führungsposition der Glaubensgemeinschaft im siebten Jahrhundert ausgelöst. Nachdem der Prophet Mohammed gestorben war, gab es eine Debatte darum, wer sein Nachfolger als Anführer aller Muslime werden sollte, der sogenannte Kalif. Während die Sunniten für eine Wahl innerhalb des Stammes waren, wollten die Schiiten nur einen direkten Nachfahren Mohammeds anerkennen. Da sich die Sunniten langfristig durchsetzten und der Kalifenposten mit Leuten besetzt wurde, die nicht zu Mohammeds Familie gehörten, akzeptierten die Schiiten den Kalifen irgendwann nicht mehr als Oberhaupt. Sie glauben, dass ihre Anführer, die Imame, die einzigen wahren Nachfolger Mohammeds sind.

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Sunniten machen weltweit den Großteil aller Muslime aus, ca. 90% aller Muslime sind Sunniten. Weil sich die beiden Gruppen nicht so gut leiden können und sich daher selten vermischen, gibt es aber auch Gebiete, wo mehrheitlich Schiiten wohnen, z.B. im Iran. In Saudi-Arabien sind die meisten Leute und auch das Königshaus Sunniten, es gibt aber eine schiitische Minderheit von ca. 10-15% der Gesamtbevölkerung. Iran und Saudi-Arabien liegen sich am Persischen Golf direkt gegenüber und verstehen sich jeweils als eine Art Schutzmacht für ihre Glaubensrichtung. Es gibt anhaltende politische Spannungen zwischen den beiden Ländern und sie bekämpfen sich auch immer wieder indirekt, indem sie z.B. in kleineren Konflikten jeweils eine Partei unterstützen wie zurzeit im Jemen und in Syrien.

Die Schiiten in Saudi-Arabien beschweren sich schon seit Langem immer wieder darüber, dass sie in der Gesellschaft benachteiligt und verfolgt werden. Auch während des Arabischen Frühlings 2011, als im ganzen arabischen Raum Menschen für mehr Freiheit und mehr Rechte demonstrierten, gab es in Saudi-Arabien Proteste gegen die Regierung, u.a. von der schiitischen Minderheit. Eine wichtige Figur der Protestbewegung war Nimr al-Nimr, ein schiitischer Geistlicher und Prediger. Da Kritik an der Regierung in Saudi-Arabien ein Straftatbestand ist, wurde er dafür verhaftet und zusammen mit 46 anderen Männern, größtenteils sunnitischen Terroristen, zum Tode verurteilt. Diese Todesurteile wurden nun gestern vollstreckt. Die Schiiten reagierten sehr verärgert, weil sie vermuten, dass die sunnitische Regierung von Saudi-Arabien die Teilnahme von Nimr al-Nimr an den Protesten nur als Vorwand genommen hat, um diesen kritischen Schiiten umzubringen. Das iranische Staatsoberhaupt von Ajatollah Ali Chamenei drohte Saudi-Arabien direkt mit Rache. In Teheran, der Hauptstadt des Iran, attackierte die wütende Menge die Botschaft von Saudi-Arabien und legte dort sogar ein Feuer.

Als Reaktion darauf hat nun Saudi-Arabien die diplomatischen Beziehungen zu Iran abgebrochen. Das heißt, dass es keine Botschaft mehr im Iran betreiben will und die iranischen Botschafter aus Saudi-Arabien raus schmeißt. Für ihre Ausreise haben sie nur 48 Stunden Zeit.

Wie schätzt ihr die Situation ein? Glaubt ihr, es kommt zum Krieg zwischen Iran und Saudi-Arabien?

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